H., M. und P. werden von S. zu einer Exkursion eingeladen. Ziel unbekannt -
ein grosses Geheimnis. Die "Exkursion" führt nach Wädenswil zum Frühstück in
der neuen Wohnung von N. und S. Das ist für H., M. und mich eine grosse
Überraschung!
Das Sechsfamilienhaus, in dem nun N. und S. wohnen, fällt mir auf durch seine
grosszügige Bauweise. Wie alt ist es? frage ich, und N. sagt prompt: 100 Jahre.
Dann stand es wohl lange allein und einsam hier. Wie sah wohl damals die
Umgebung aus? Mit dem Programm
"Zeitreise" stellt das Bundesamt für Landestopographie eine Methode zur
Verfügung, mit der man auf sämtlichen bisher erschienenen Karten das Gebiet
anschauen kann, in welchem dieses Haus steht. Ich habe dies gemacht und zeige
nun alle Kartenausschnitte:
1884
1909
1921
1932
1945
Martin hat mir nachträglich die Schrägaufnahme dieses Luftbildes 1948
gesandt.
1957
1966
1972
1978
1984
1990
1996
2002
2007 ( - 2013)
Das altehrwürdige Haus, in dem N. und S. wohnen.
Das Haus Etzelstrasse 57 auf Kat. Nr. 8183 erscheint erstmals auf dem
Kartenblatt 1921. Ich habe es rot bezeichnet: "NEU >"
Dieses Haus erscheint doppelt so lang wie auf den folgenden Kartenblättern 1932
bis 2007.
Warum erscheint das Haus auf dem Blatt 1921 doppelt so lang?
Variante 1: Mess- oder Kartierungs-Fehler 1921.
Unwahrscheinlich.
Variante 2: Das Haus wurde doppelt so lang projektiert und gemäss Projekt
eingezeichnet.
Unwahrscheinlich, weil Projekte nicht in Karten gehören.
Variante 3: Das Haus wurde gemäss Projekt gebaut und bei der Erstellung der
Zelglistrasse zur Hälfte abgebrochen.
Unwahrscheinlich, denn wer hätte das bezahlt?
Variante 4: Ich habe die Karten falsch interpretiert.
Unwahrscheinlich, "weil ich keine Fehler mache."
Die folgende Darstellung von Martin zeigt, dass die Variante 4 richtig ist,
dass also auch ich Fehler mache!
Bereits am 18. Februar 2016 hat mir Martin alles fachmännisch erklärt -
Danke, Martin!
"Lieber Paul. Vielen Dank, dass Du mir eine solche interessante Frage stellst.
Da kann ich natürlich nicht widerstehen um mir ein paar Gedanken zu machen ....
Sehr fest geholfen hat mir dabei der Historiker Prof. Ziegler von
Wädenswi. Vgl. Beilage. Daraus geht hervor, dass sich am Gebäude seit Bau
1920/1921 (Baubewilligung 30.12.1919 bis heute nichts Wesentliches geändert
hat!)
Meine Erklärung bezüglich der Kartierung lautet: Die Siegfriedkarte ist
für die damalige Zeit ein Wunderwerk. Aber an die Lagegenauigkeit darf man
nicht so grosse Anforderungen stellen wie heute. Daher ist das Gebäude
Etzelstrasse 57 (damals natürlich noch ohne Adresse) 1921 in der Kartierung in
die Siegfriedkarte zu gross geraten, auf alle Seiten, aber vor allem in der
Länge. Ich würde nicht von Kartierfehler, sondern einfach von
Kartierungenauigkeit sprechen.
Als man 1932 die Etzelstrasse kartiert hatte, war diese in der Lange auch
nicht so super, sie war um mindestens 2 Strassenbreiten zu weit seewärts
kartiert. Der Kartograf, wollte natürlich nicht, dass das Gebäude Etzelstrasse
57 die Strasse schneidet und hatte das Gebäude verkürzt. Zufällig stimmten nun
die Proportionen des Gebäudes viel besser, allerdings war das Gebäude in der
Lage auch um 2 Strassenbreiten zu fest seewärts kartiert. Ganz 100% sicher bin
ich nicht, ob meine Theorie stimmt, ich denke aber, sie ist nachvollziehbar.
Liebe Grüsse Martin."
Beilage zu Martins Email:
Geschichte Mehrfamilienhaus Etzelstrasse 57,
Wädenswil 17. 02. 2016 (Version 2) von Martin Schlatter.
Am Anfang stehen in dieser Beilage die folgenden Angaben von Prof. Dr. Peter
Ziegler, Historiker, Wädenswil:
"Das Mehrfamilienhaus Etzelstrasse 57 wurde durch die Tuchfabrik Pfenninger u.
Co. AG in Auftrag gegeben. Die Baubewilligung erfolgte am 30.12.1919. Das
Baujahr ist 1920/21. Das Haus hatte damals bereits die heutige Grösse."
Anschliessend vergleicht Martin in dieser Beilage alle Kartenausschnitte mit
dem Topographischen Landschaftsmodell 2016 (TLM 2016).
Bei jeder neuen Kartenausgabe (Siegfriedkarten, dann Landeskarten) zeigt er,
was wie verschoben worden ist. Eine Riesenarbeit!
Anne-Marie denkt heute, am 18. Februar 2016, in einem Email an den 88.
Geburtstag ihrer Tante Ruth:
Sie schickt eine Foto und schreibt:
"Wenn ich richtig gerechnet habe, hätte Ruth heute ihren 88. Geburtstag!
Herzlich! a."
Meine Tochter Anne-Marie hat richtig gerechnet.
Diese Foto erinnert mich ans gemeinsame Musizieren mit meiner Schwester Ruth
und meinem Schwager Frieder am 6. Februar 2003 in Kilchberg.
Monique hat die Foto gemacht (Familienfoto 529). Ruth ist gestorben am 21.
Januar 2004.
Webseite erstellt durch Paul Märki am 13. 02. 2016. Letzte Revision am 18. 02.
2016.